Die Wetterextreme nehmen leider immer weiter zu, dass stellt uns als Landwirte im Alltag vor immer neue Herausforderungen. So führten die häufigen, teils heftigen Starkregenereignisse im
vergangenen Jahr beispielsweise dazu, dass wir auf einer unserer Zuckerrübenflächen erstmalig nennenswert Erosion beobachten mussten.
Erosion bezeichnet den Abtrag von Boden von der Fläche. Dies kann durch Wind oder Wasser passieren. Anfällig für Winderosion sind v.a. Sandböden, die es in unserer Region kaum
gibt, daher ist dies bei uns ein vernachlässigbarer Faktor. Anfällig für Wassererosion sind Hanglagen auf denen das Wasser ab einer gewissen Regenintensität anfängt zu fließen. Hier gibt es
in unserer Region von topfebenen gänzlich unanfälligen Flächen bis hin zu stärkeren Hanglagen alles. Auf einer unserer hängigeren Flächen mussten wir nun im letzten Jahr leider erstmalig
stärkere Erosion verzeichnen. Immerhin wurde der Boden "nur" auf die Nachbarfläche gespült und nicht in ein Gewässer/auf eine Straße/in eine Ortschaft. Dennoch ist der Boden für immer weg von
der Fläche und dies ist besonders für uns, einen Betrieb der ein sehr starkes Augenmerk auf die Bodenfruchtbarkeit legt, sehr ärgerlich.
Zusätzlich zur Hanglage ist auch der Bewuchs/die Bedeckung des Bodens ein wichtiger Faktor, der die Erosionsanfälligkeit beeinflusst. Grob lässt sich sagen: je dichter der Bewuchs/die
Bedeckung desto weniger erosionsanfällig ist eine Fläche. "Nackter" Boden ist am anfälligsten. Alles was als "Mulch" auf dem Boden aufliegt (z.B. Stroh, oder Reste einer Zwischenfrucht)
bremst z.B. bereits das Wasser und führt zu weniger Erosionsanfälligkeit. Noch besser ist es wenn der Boden bewachsen ist: Die Blätter bremsen den Regen und die Wurzeln halten den Boden fest,
je intensiver der Bewuchs ist, desto geringer ist die Erosionsanfälligkeit. So sind dauerhaft bewachsene und durchwurzelte Flächen (z.B. Wiesen) so gut wie nicht Erosionsgefährdet. Dies hat
auch zur Folge, dass ein und dieselbe Kultur je nach Wachstumsphase unterschiedlich Erosionsanfällig ist. Sind die Pflanzen noch klein, gibt es wenig Blatt- und Wurzelmasse die das Wasser
bremsen und den Boden halten kann und viel "nackten" Boden. Besonders anfällig sind dadurch Kulturen die eine geringe Saatdichte haben und eine lange Zeit benötigen bis sie den Boden intensiv
bedecken und durchwurzeln. Zu diesen Kulturen zählt z.B. die Zuckerrübe.
Die Art und Weise wie eine Kultur angebaut wird beeinflusst jedoch auch wie Erosionsgefährdet die entsprechende Fläche ist. Hierbei spielt v.a. die Bodenbearbeitung eine Rolle. Es lässt sich
sagen: Je tiefer und intensiver der Boden bearbeitet wird, desto Erosionsgefährdeter ist die Fläche, je flacher und extensiver gearbeitet wird desto weniger gefährdet. Doch Erosion ist nicht
alles und so gilt umgekehrt z.B. je tiefer und intensiver ein Boden bearbeitet wird, desto schneller erwärmt er sich im Frühjahr. Dadurch ist die Jugendentwicklung der Kulur schneller und
somit letzlich der Ertrag höher.
Auf unseren hängigen Flächen haben wir unsere Rüben bisher immer in der sog. "Mulchsaat" gesät. Hierbei wird der Boden im Frühjahr vor der Saat nur sehr flach bearbeitet und es bleibt viel
"Mulch" (Stroh von der Vorfrucht und/oder Reste der Zwischenfrucht) an der Bodenoberfläche. Dies ist eigentlich ein guter Kompromiss zwischen Erosionsschutz und z.B. Erwärmung im Frühjahr.
Doch da dieser Kompromiss im letzten Jahr nicht mehr gut genug war, versuchen wir dieses Jahr auf einer diesjährigen hängigen Rübenfläche etwas Neues: Die Direktsaat unserer Rüben in einen
abgefrorenen Zwischenfruchtbestand. Hierbei wird der Boden zur Saat garnicht mehr bearbeitet, sondern direkt gesät (daher der Name). Hierfür haben wir gestern morgen die Zwischenfrucht im
strengen Frost gemulcht. Durch den Frost trägt der Boden den Traktor ohne einzusinken. Ein Großteil der oberirdischen Pflanzenmasse wird durch den Mulcher zerkleinert und auf der
Bodenoberfläche abgelegt. Der Frost kann in die durch den Mulcher verletzte Restpflanze besser eindringen und diese stirbt zuverlässig ab. Das auf der Fläche verbliebene Mulchmaterial und
v.a. die Restpflanzen (unterer Stängelabschnitt, Wurzelhals und Wurzel) bieten einen sehr hohen Erosionsschutz. Die Fläche liegt nach dem gestrigen mulchen somit nun schon "saatfertig".
Eine solche Direktsaat von Rüben in eine abgefrorene Zwischenfrucht ist ein noch sehr unübliches Verfahren und stellt hohe Ansprüche an die Saattechnik. Die notwendige Technik haben wir
selber nicht und so wird ein Kollege der die entsprechende Technik hat, dies dieses Jahr für uns erledigen. Ob die Saat aufgeht und wie die Pflanzen sich unter den veränderten Bedingungen
entwickeln bleibt spannend. Wir werden von der Saat (März/April), über die Entwicklung über den Sommer, bis hin zur Ernte im Herbst zu gegebener Zeit davon berichten, auch im Vergleich zu
unseren ebenen Mulchsaat-Rübenflächen. Aber immer mal was Neues wagen hält den Geist jung und macht die Arbeit interessant, denn "Versuch macht klug" und "das einzig Stete ist der
Wandel"...;)